Wie wirkt Coaching mit Pferden?
Man geht davon aus, dass es wahrscheinlich um 3500 vor Christus die Steppenvölker Asiens waren, die die ersten Wildpferde gefangen und gezähmt haben. So dass ein Leben Seite an Seite überhaupt möglich war, verdanken wir eher dem Charakter der Tiere als unserem eigenen. Pferde sind nämlich soziale Wesen und äusserst sensibel. Sie können innerhalb weniger Sekunden menschliche Emotionen entschlüsseln, sogar menschliche Gesichtsausdrücke unterscheiden – und verfügen selbst über 17 dokumentierte verschiedene Ausdrücke – sogar vier mehr als ein Schimpanse (Bettoni).
Seither leben Mensch und Pferd in enger Beziehung miteinander. Auch in unserer modernen Zeit löst die Begegnung mit dem Pferd noch immer Gefühle aus. Dies ist evolutions-, aber auch neurobiologisch bedingt. Ein paar Modelle der Mensch-Tier-Beziehung in Stichworten:
Die Evolutionsbiologie besagt, dass unsere Sinne, unsere MOtorik, unser kognitives und emotionales Erleben für die Natur gemacht sind. Die Aufmerksamkeit für Leben und für Natur ist evolutionär begründet. Eine Studie (Animal Monitoring Hypothesis von New, Cosmides & Tooby) belegt, dass wir eine höhere spontane Aufmerksamkeit für Lebewesen als für unbelebte Objekte, unabhängig von der aktuellen Nützlichkeit, haben. Die biologisch bedingte Selektion von Reizen ist seit Millionen von Jahren zum Überleben und der Arterhaltung wichtig. Das hat sich bis heute nicht geändert.
Die Hypothese der Biophilie lautet „Die Liebe zum Lebendigen“. Der Mensch hat Ehrfurcht vor dem Leben (Albert Schweizer) und fühlt sich angezogen von allem, was lebendig ist (Erich Fromm). Es existiert ein instinktives Band zwischen Mensch und allen anderen lebenden Systemen (Edward O. Wilson).
Die „Attention Restoration Theory“ (Kaplan und Kaplan) belegt durch Studien, dass willkürliche, d.h. gerichtete Aufmerksamkeit, die z.B. im Beruf erforderlich ist, ermüdet und die unwillkürliche Aufmerksamkeit, wie jene auf Natur/Pflanzen, rasch entspannt.
Wichtig für unsere Arbeit im Coaching: Die Bindungstheorie (Bindung als sichere Basis zur äusseren Regulierung von negativen Emotionen durch Zuwendung und Nähe) ist auch auf die Mensch-Pferd-Beziehung übertragbar (Beetz). Das heisst, Pferde sind Bindungsobjekte für Menschen und positive Erfahrungen mit Pferden werden auf Menschen übertragen. Und dies ist ein Grund, warum pferdegestütztes Coaching gelingt.
Stressreduktion durch Oxytocin: Studien mit Tieren zeigen, dass durch Interaktionen mit dem Tier sowie durch Streicheln das „Kuschelhormon“ Oxytocin vermehrt ausgeschüttet wird. Der höhere Oxytocin-Spiegel wirkt sich positiv auf das Immunsystem sowie die Psyche aus. (Nagasaww, Kikusuia, Onakab & Ohtaa).
Was wirkt im pferdegestützten Coaching, sind die Spiegelneurone: Pferd und Mensch richten ihre gemeinsame Aufmerksamkeit auf dasselbe Objekt („joint attention“) und das Pferd reagiert unmittelbar auf die Emotionen und das Verhalten des Menschen (Resonanz). Die Spiegelung erfolgt unwillkürlich, d.h. unabhängig vom Willen. Spiegelneurone finden sich auch in Hirnregionen, die für das Erkennen von Emotionen von Bedeutung sind (Rizzolatt und Sinigaglia).
Und last but not least: in einem kontrollierten Experiment bewies Prof. Ellen Kaye Gehrke mittels Messung der Herzfrequenz, dass sich Pferde dem menschlichen emotionalen Zustand anpassen, unabhängig, ob es sein Besitzer, Reiter oder du, also ein unbekannter Choachee ist. (Tellington-Jones & Didier).
In meiner Master Thesis habe ich untersucht, welche Effekte Choachees in der Interaktion mit einem Pferd in Coaching-Prozessen erleben. Interessiert? Ein Poster dazu findest du hier.
Genug der Theorie: Probier es einfach aus und ruf mich an oder schreibe mir!